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Joachim Händel
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MAT-CH
Projekt MAT-CH: Ein vereinfachter Indikatortest in der modellhaften Anwendung und Erprobung am Beispiel dreier naturkundlicher Museen und Sammlungen
In Museen und Sammlungen stellt die Beeinträchtigung der Luftqualität oftmals ein ernstzunehmendes Problem dar – einerseits für die Besucher und Mitarbeiter, andererseits aber vor allem auch für die empfindlichen und häufig einzigartigen Objekte. In diesem Zusammenhang besitzen die sogenannten flüchtigen organischen Verbindungen (VOC = engl. volatile organic compounds) ein besonderes Gefahrenpotenzial. Es handelt sich dabei um organische Stoffe, die bereits bei Raumtemperatur als Gas vorliegen. Durch die Belastung mit flüchtigen organischen Verbindungen in der Innenraumluft können beim Menschen bestimmte Symptome auftreten, wie z.B. Kopfschmerzen, Müdigkeit, Leistungsminderung, Schlafstörungen und Reizungen der Atemwege. Bei den Sammlungsobjekten besteht die Gefahr einer irreversiblen Schädigung von Farben und Beschriftungen bzw. negative Beeinträchtigung und Verschlechterung des allgemeinen Erhaltungszustands.
Viele neuartigen Bau- und Konstruktionsmaterialien, sowie Putze, Farben und Anstriche, die immer häufiger in Ausstellungsräumen und Depots zum Einsatz kommen, sind hinsichtlich ihrer Schadstoffemissionen kaum dokumentiert, zumal für diese Stoffe keine ausreichenden Untersuchungen über längere Zeiträume vorliegen, die für Sammlungen relevant sind.
Bisher erfolgten die Nachweise flüchtiger organischer Verbindungen in Museen – wenn überhaupt – mit Hilfe eines in den 1970er Jahren im Britischen Museum in London entwickelten Tests. Dieses Verfahren, das nach dem langjährigen Londoner Konservator Andrew W. Oddy benannten wurde – der sog. Oddy-Test – ist zwar kostengünstig und anschaulich, jedoch auch mit einer Reihe von Fehlerquellen belastet, da er in der Anwendung und Aussage sehr subjektiv ist. Bei diesem Test werden Materialproben zusammen mit Metallstreifen aus Silber, Kupfer und Blei sowie destilliertem Wasser in einen Glasbehälter eingebracht. Dieser Behälter wird dann bei 60º C über einen Zeitraum von 28 Tagen in einen Wärmeschrank eingestellt. Werden von den Materialproben flüchtige organische Verbindungen abgegeben, erzeugen sie Reaktionen an den Metallstreifen.
Unter der Federführung des Studienganges „Konservierung und Restaurierung/ Grabungstechnik“ der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW), Frau Prof. Dr. Alexandra Jeberien soll in einem gemeinsamen Projekt auf der Grundlage des Oddy-Tests ein neues Verfahren entwickelt werden, das präziser und nachhaltiger ist sowie eine objektivere Analyse erlaubt. Projektpartner an der Seite der HTW Berlin sind das Museum für Naturkunde Berlin – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, das Zoologische Institut und Museum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald und das Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Die Forschungen innerhalb dieses Projektes konzentrieren sich auf die Anwendung und Erprobung einheitlicher Reaktionsbehälter und Indikatoren. Als Ergebnis soll ein zuverlässiges und kostengünstiges Testequipment entwickelt werden, dass es den Mitarbeitern von Museen und Sammlungen erlaubt, aussagekräftige und vergleichbare Analysen zu erstellen um Gefahrenpotenziale zu minimieren und die Luftqualität positiv zu beeinflussen. Vor allem ermöglicht es das Verfahren, die für den Einsatz in Ausstellungen und Depots vorgesehenen Bau- und Konstruktionsmaterialien bereits im Vorfeld zu überprüfen und zu evaluieren.
Das Projekt wird von der Deutsche Bundesstiftung Umwelt gefördert. Weitere Partner, die an der Entwicklung des innovierten Testverfahrens mitwirken, sind der Studiengang Industrielles Design und der Studiengang Elektrotechnik der HTW sowie die Glastechnische Werkstatt Naskowski (Berlin), AquaCut GmbH (Altlandsberg-Buchholz) sowie die Firma Plasma Technology (Herrenberg).
Joachim Händel & Alexandra Jeberien
Projektlaufzeit: 4.12.2015 - 31.3.2019