Walbeck-Sammlung
Historische Aufnahme der Walbecker Karstspalte. © ZNS.
Die Ortschaft Walbeck liegt im Westen Sachsen-Anhalts im Allertal. Nördlich von Walbeck erstrecken sich Kalksteinvorkommen aus dem Muschelkalk, die bereits seit längerer Zeit in Steinbrüchen gewonnen werden. Im Februar des Jahres 1939 entdeckte ein Steinbrucharbeiter eine durch Verkarstung gebildete Spalte, welche mit fossilführendem Material gefüllt war. Es wurden Proben genommen und an den Leiter des Mineralogischen Instituts der Universität Halle, Prof. Johannes Weigelt gesandt. Dieser erkannte das hohe Alter, der ihm gebrachten Säugetierzähne und veranlasste eine großangelegte Grabung, bei der insgesamt 12 Kubikmeter fossilführendes Material aus der Spalte, sowie dem Abraum gesiebt und geschlämmt wurden. Durch die aufwendige Bergung konnten selbst Kleinstfossilien, wie die Wirbel von Reptilien erhalten bleiben. Heute datiert man die Walbecker Fossilvergesellschaftung in das mittlere Paläozän mit einem Alter von rund 60 Millionen Jahren. Beifunde aus dem Oligozän und die bruchstückhafte Erhaltung der paläozänen Fossilien, lassen eine Aufarbeitung und Verfrachtung des Materials in die Karstspalte während der Rupel-Transgression vermuten.
Die Walbeck-Sammlung genießt als einzige Fundstelle des mittleren Paläozäns in Deutschland und als eine der wenigen Europas großes wissenschaftliches Interesse. So ermöglicht das umfangreiche Material einen Einblick in die Evolution der Tierwelt nach dem großen Massensterben an der Kreide/Tertiär-Grenze.
Oberschnabel von Berruornis halbedeli, © Albrecht, ZNS.
Hervorzuheben ist beispielsweise die für paläozoische Fundstellen hohe Artenvielfalt der Vögel. So gibt es über 450 Knochen, die von Gastornithiformen Laufvögeln bis hin zum Schnabeloberteil des eulenartigen Berruornis halbedeli reichen.
Wirbel von Wolterstorffiella wiggeri. © Albrecht, ZNS.
In den letzten Jahren ausführlich bearbeitet wurde das Reptilien- und Amphibienmaterial. Es handelt sich dabei vorwiegend um Wirbel, sowie Kieferfragmenten. Beispielhaft sei hier der Wirbel des molchartigen Wolterstorffiella wiggeri genannt.
Auch Hautschuppen von Krokodilen sind aus Walbeck nachgewiesen.
Unterkiefer von Plesiadapis walbeckensis.© Albrecht, ZNS.
Interessante Einblicke in die Evolution früher Primaten liefern Kiefer- und Knochenfragmente von Plesiadapis walbeckensis. Zudem sind viele Fragmente von Kleinsäugern, wie dem Rüsselspringer Walbeckodon krumbiegeli erhalten.
Die größten Fossilien stammen von der räuberisch lebenden Familie der Arctocyonidae mit Mentoclaenodon walbeckensis und Arctocyonides weigelti.
Unterkiefer von Mentocalaenodon walbeckensis.© Albrecht, ZNS.
Die Walbeck-Sammlung befindet sich magaziniert unter steter Betreuung. Auf Anfrage steht das Material für nicht destruktive, wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung.




